Wohnungsbau - dringend wie selten zuvor

In den vergangenen 100 Jahren gab es zwei Phasen größer Not an Wohnraum. Beide Male war ihnen ein Krieg voran gegangen. Beide Male gelang durch gemeinschaftliche Anstrengungen, der Not zumindest die Spitzen zu nehmen. Wir stehen heute wieder vor solchen Herausforderungen - nur können unsere Städte nicht mehr beliebig wachsen.

Flächenknappheit und Mangel an Wohnraum macht beides teurer. Das in Kombination mit immer noch bevorzugter Einzelhausbebauung treibt die Preise nach oben. Häuschenbauerei wird so zu einem direkten Beitrag zur Wohnungsnot und nicht zu einer Lösung!

Wohnungsbau ist eine vordringliche Aufgabe für alle. - in oft wenig beliebten weil unbekannten baulichen Formen. Da wollen das Forum und diese Webseite ansetzen und Aufklärung über die verschiedenen Begriffe liefern.


Gemeinschaftlicher [sozialer] Wohnungsbau

Um sogleich mit einem falschen Vorurteil aufzuräumen: sozialer - gemeinschaftlicher - Wohnungsbau ist nicht vorrangig Wohnraum für Bedürftige und Asoziale!

Der soziale Wohnungsbau ist eine gemeinschaftliche Aufgabe, Wohnraum für diejenigen zu schaffen, welche auf dem freien Wohnungsmarkt nicht bedient werden können. Das sind auch in kleineren Städten zu oft auch ganz regulär arbeitende Mitbürger.

Doch der Grundgedanke des gemeinschaftlichen Bauens und Wohnens bleibt das Miteinander der Menschen.

 

Übrigens: unser Begriff "Sozial" stammt aus dem Lateinischen socialis = kameradschaftlich, gesellig. Damit zählt auch der genossenschaftliche Wohnungsbau  in diese Kategorie.

 

rechts: eine Situation der großen GEWOFAG-Siedlung in Neuhausen. Wohnungsbau gegen die Not aus den Jahren 1929 - 32. Generalplanung von Hans Döllgast.

 

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Geschoss-Wohnungsbau

Geschosswohnungsbau ist die klassische städtische Form von Wohnungsbau und bedeutet weder mehr noch weniger denn Wohnungen in einem mehrgeschossigen Haus.

Daher erscheint es als äußerst verwunderlich, dass die häufigste Wohnform in Wangen teils starke Ablehnung erfährt.

Dabei ist der Geschosswohnungsbau in jeder Hinsicht effektiv und effizient: Flächenverbrauch, Kosten, energetisch und - entsprechend gebaut - Gemeinschaft fördernd.

 

Beispiel für Geschosswohnungsbau mit sechs Wohnungen auf drei Etagen. Wangen im Allgäu, Bahnhofstraße



Siedlungs-Bau

Eine Siedlung ist letzten Endes jede Ansammlung von Wohnbauten - unabhängig von städtebaulicher und architektonischer Qualität. Doch muss wieder weiter gedacht und gewirkt werden, dass nämlich "Siedlung" ähnlich wie "Stadt" wieder zum Synonym für lebendiges Miteinander wird und dabei auch den Charakter gemeinschaftlichen Wohnens ausstrahlt.

Guter Siedlungsbau kann ein wirkliches Erlebnis sein - dort zu leben oder nur als Besucher. Das kann von vielen unserer Neubaugebiete nicht gesagt werden.

 

 

Borstei München, Voitstraße mit der Ladenzeile. Erbaut von Bernhard Borst [mit Oswald Bieber] 1924 - 1929.



Nachverdichtung

Als Abhilfe beim Mangel an Wohnraum wird diese Form von Wohnraumschaffung gerne propagiert. Es macht auch Sinn, darüber nach zu denken und bereits bebaute Gebiete zu ergänzen. Es bleibt eben die Frage, in welcher Form wo hinzu gebaut werden kann.

  • Sollen Lücken zwischen bestehenden Gebäuden geschlossen werden?
  • Werden Aufstockungen von Geschosswohnbauten angestrebt?
  • Sucht man Brachen zu aktivieren?

Nachverdichtung stellt dabei in vielen veröffentlichten Beispielen nur bedingt eine kostengünstige Form der Wohnraumschaffung dar. Zudem sind die rechtlichen [BauGB, LBO, Nachbarrecht] Hürden teils hoch, dass bei Möglichkeit Altbestand neuen Bauten weichen muss.

richtig dicht.... Überlegung I zu "Haid III". Angesichts der Nachbarbebauung im Norden und Süden wäre das ein wirkliche Nachverdichtung des Bereichs.



Innenstadtbrachen

Ebenfalls Teil der politischen Absichtserklärungen zur Wohnungsnot sind leerstehende Altbauten, brachliegende Obergeschosse- also Innenstadtbrachen. Die Nutzbarmachung dieser muss ein Ziel von Stadtentwicklung und -planung sein.

Wie die Nachverdichtung allerdings kann einmal nur ein kleiner Teil der notwendigen Wohnungen geschaffen werden.

Dazu werfen in Innenstädten wie Wangen auch baurechtliche Anforderungen Hürden auf - Schall-, Brandschutz, Barrierefreiheit, Stellplatzpflicht. Es wird dies auch Thema für das Forum sein, doch eher untergeordnet...

Stellverretend und ohne jede Wertung diese Sitiuation.